Der helle Morgenstern

Der helle Morgenstern [*]

Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, euch dies zu bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der helle Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. (Off 22,16f)

In der typografischen Abteilung der deutschen RECHT Schreibung ist am Firmament seit geraumer Zeit ein kleiner Stern aufgegangen. Für die einen ist es der „helle Morgenstern“ der eine neue Ära der Menschheit einläutet, für die anderen ein schwarzes Loch, dass jahrtausendealte Normen und Werte zu verschlingen droht. Wir haben es alle nicht für möglich gehalten wieviel Wucht hinter einem Klecks Druckerschwärze liegen kann. Dahinter verbirgt sich eine jahrtausendealte Fehde zwischen Mann und Frau. Judith gegen Holofernes, Esther gegen Hamann, Athene gegen Poseidon, Alice Schwarzer gegen die Männerdomäne.

Es klingt vernünftig: Jetzt ist endlich Schluß mit der ungerechten Behandlung. Gleiche Löhne, gleiche Anerkennung, gleiche biologische Verhältnisse, gleiche Rechte und Pflichten, gleiche Sprache. Geschlechterschalom. Unter der wunderschönen Überschrift  Geschlechtergerechter Sprachgebrauch versuchen beide Geschlechter den Friedensvertrag zu unterzeichnen. (* _ wobei das männliche schon wieder dominiert, wenn man die grammatikalischen Endungen anschaut!) Die Idee Frieden zu schließen klingt simpel. Wenn wir alles gleich machen, jegliche Unterschiede aus dem Weg räumen, dann entsteht endlich eine gerechte Welt. Eine einfache Welt ohne Unterschiede. Eine Welt in der die beiden Herrschaftsansprüche Mann und Frau letztlich gar nicht mehr vorkommen müssen. Lasst uns das soziale, biologische, grammatikalische und was sich sonst noch Geschlecht nennt, abschaffen. Das wäre der Preis für den Frieden, den wir zahlen würden.

Die Frage ist nur, ob wir durch diese Gleichmacherei auch wirklich Frieden untereinander erreichen? Was wird wohl die vielbeschworene Liebe denken, wenn ihr die Geschlechter ausgehen? Sollte es tatsächlich funktionieren, wenn wir die uns vorgegebenen Unterschiede dem Erdboden gleich machen, aber eigene Unterscheidungskriterien multioptioneller Geschlechtervarianten kreieren oder gar das Geschlecht ganz abschaffen, was uns das Wasserlassen und die Fortpflanzung endlich erspart? Vielleicht zieht übermorgen ein Centaurus in meine Nachbarschaft, aber darf ich mir ganz sicher sein, dass er/sie/es in seiner unbeherrschten Art mir nicht einfach auf die Füße trampelt, einfach weil er seinen Kopf so weit oben trägt? Kann es sein, dass wir in unserer Sehnsucht nach Frieden Gleichheit mit Gerechtigkeit verwechseln? Glauben wir das wirklich, wenn wir alles gleich machen, dann entsteht Gerechtigkeit? Wenn wir die Herrschaftsansprüche gleich verteilen, den Genderschiristern zwischen er*sie*es aufstellen, dann wird alles gut? Kann es sein, dass wir dem klärenden Gespräch zunehmend aus dem Weg gehen, die einen sich mithilfe des diskriminierten Geschlechts (m/w/d/i/a/gn/x) permanent in die Opferrolle flüchten und ihrem verdutzten Gegenüber nur noch die Rolle des beschuldigten Täters übriglassen, weil es hier zwischen Opfer und Täter noch keine diverse Alternative zu geben scheint?

Die Realität zeigt, dass Gleichmacherei nicht selten für Armut und Verwirrung sorgt. Wie gehen wir damit in Zukunft um, wenn nicht nur Jamie Bondi die Schurk*Innen jagt und die Frauschaftsaufstellung der Nationalfrauschaft der Weltmeister*Innenschaft bekanntgeben wird, sondern auch zunehmend unsere Kinder die Frage nicht mehr beantworten können wer sie eigentlich sind? Vielleicht sind all die Sorgen unbegründet? Vielleicht geht der Genderstern schon bald am Nachthimmel wieder unter und der wahre Morgenstern taucht unsere von Geschlecht zu Geschlecht, von Ungerechtigkeit gezeichnete Welt in das Licht einer ganz neuen Gerechtigkeit. Eine übernatürliche, göttliche Gerechtigkeit, die alle sperrigen Unterschiede im Kreuz von Golgatha aushält, versöhnen möchte und auf eine ganz neue zerbrechliche Art in das Umfeld eines Friedens, den die Welt nie erreichen kann, hineinstellt und zu einer Verbundenheit führt, die vom Anspruch des Gekreuzigten ausgeht. Wenn wir schon auf die Sterne schauen, dann wird sich zeigen welcher Stern wirklich Frieden in unsere nach Gerechtigkeit dürstende Welt bringt. Allem Anschein nach ist der Genderstern zu dunkel, als dass er Hoffnung auf Besserung ausstrahlt.

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