SÜßES & FETTIGES FÜR ALLE

SÜßES & FETTIGES FÜR ALLE

Darum sprach er zu ihnen: Geht hin und eßt fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet davon auch denen, die nichts für sich zubereitet haben; denn dieser Tag ist heilig unserem Herrn. … (Nehemia 8,10)

Alles hat seine Zeit. Fasten und Feiern. Vegane Küche und Mageres in bester Demeter Qualität. Üppiges Rindersteak mit Fettkruste liebevoll zubereitet. Heiliges Verzichten und Heiliges Feiern & Genießen. Alles eine Frage des guten Maßes und der richtigen Zeit. Die Lebenslagen und Situationen unseres Lebens sind zu verschieden. Eine Hochzeit bei Brot und Wasser sowie ein Trauerfall bei Tanzmusik und Festessen können durchaus vorkommen. In der Regel sorgen jedoch sensible Antennen sowie der innere Kompass für das entsprechende achtsame Verhalten.

AUFBRUCHSTIMMUNG

Der Grund für diese anspruchsvollen Höchstleistungsanforderungen an  Bauchspeicheldrüse und Leber liegt in einem sagenhaften gemeinsamen Neuanfang begründet. Eine lange Durststrecke geht zu Ende. Der Aufruf gilt denen, die aus dem Verzicht heraus kommen. 7 Jahrzehnte ohne Heimat. Auf der Suche nach der verlorenen Identität. Ein Herz bis zum Platzen gefüllt mit Sehnsucht nach einem sicheren Zuhause, nach Frieden, den eigenen vier Wänden, die einem nicht mehr streitig gemacht werden durch Vertreibung, Fremdansprüche, zu hohe Mieten und nicht ausgestellte Aufenthaltsgenehmigungen.

VERSTEHEN WECKT DIE FREUDE AUF & BRINGT IN BEWEGUNG

Und alles Volk ging hin, um zu essen, zu trinken und davon auszuteilen und ein großes Freudenfest zu machen, denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen kundgetan hatte. (Neh 8,12)

 Unter den systemischen Beratern heißt es häufig: „Verstehen ist der Trostpreis.“ Ein Berater muss nicht jedes Detail der komplexen Problematik seines Klienten verstehen, denn es geht ihm darum zu helfen, dass sein Gesprächspartner klarkriegt, was er will. Gott möchte seinem Volk helfen, dass sie nicht nur klarkriegen, was sie wollen, sondern wieder klarkriegen wer sie sind. Keiner versteht uns Menschen so gut wie unser Schöpfer. Und der stellt sich im Buch Exodus so vor: Ich bin der Gott, der Dich aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hat. Freiheit wird hier bei diesem Aufbruch wieder neu als das Wesen Gottes erkannt. Auch seine Geschöpfe sind als Ebenbild vom Wesen her ursprünglich und letztendlich freie Geschöpfe.

Keine Gefangenen mehr. Bedrohte Wesen bleiben sie, aber sie sind freie, befreite Menschen, die auch bei diesem zarten Neuanfang unter dem Schutz Gottes stehen. Ein Gefangener, der jahrzehntelang auf Privilegien der Freiheit verzichten musste, wird lernen müssen diese Privilegien der Freiheit in einer gesunden Art und Weise wieder gebrauchen zu lernen. 

WERTSTEIGERUNG

Ihre Identität, ihren Wert erfahren sie neu im Hören auf das alte Gotteswort. In der Wegweisung zum Leben (Tora) erfahren sie letzten Endes Gottes Ansehen. Das gibt ihrem zaghaften Neustart, ihrem Ruin(iert)en-Leben Ansehen. Sie sind wieder die Beachteten, die Angesprochenen. Ihr Leben erhält wieder etwas Ansprechendes.

HÖREN INSPIRIERT

Als gebundene und gefangene Menschen hatten sie ja vieles gehört. Tu das nicht! Lass das! Betreten verboten! Jetzt hören sie neu auf ihre Geschichte, auf das Abenteuer Gottes mit den Menschen. Die Schriftlesung begann von vorne, bei der Schöpfungsgeschichte bis zu diesem Punkt und plötzlich fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen.

ERINNERN STÄRKT DIE IDENTITÄT

Sie hatten vergessen, wie sich das anfühlt miteinander fröhlich zu feiern.

Dieser Impuls bringt sie in Bewegung. Wie kleine Kinder, die sich zum ersten Mal einen kleinen Unterschlupf bauen aus dem was sie im Haus und Garten vorfinden, so dürfen die Erwachsenen auch hier wieder Kinder sein. Ausgelassen, ganz im Hier und Jetzt leben ohne Sorgen was alles noch kommt. Sie spüren wieder, wo sie hingehören und v.a. dazugehören.

DIE GEBORGENHEIT EINER LAUBHÜTTE

Und die ganze Gemeinde derer, die aus der Gefangenschaft wiedergekommen waren, machte Laubhütten und wohnte darin. Denn dies hatten die Israeliten seit der Zeit Josuas, des Sohnes Nuns, bis auf diesen Tag nicht mehr getan. Und es war eine sehr große Freude. (Neh 8,17)

Freiheit kann spielen wie ein Kind. Die Geborgenheit einer Laubhütte ist in einer ruinierten Landschaft nicht zu unterschätzen. Spielerisch führt sie ihr Gott wieder in die Grundfähigkeit menschlichen Miteinanders hinein: Sich wie ein Kind an den einfachen Dingen zu freuen. Wesentlich dabei ist die aus der Freiheit heraus entstehende unbekümmerte Lebensfreude. Eine Laubhütte kann mehr Freude auslösen wie eine schicke Villa am Stadtrand.

DAS VERÄNDERUNGSPOTENTIAL DER TRÄNEN

Und Nehemia, der Tirschata, und Esra, der Priester und Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk unterwiesen, sprachen zu allem Volk: Dieser Tag ist heilig dem HERRN, eurem Gott; darum seid nicht traurig und weint nicht! Denn alles Volk weinte, als sie die Worte des Gesetzes hörten. (Neh 8,9)

Eine Nation die miteinander weinen kann, besitzt die Fähigkeit zur Reue, zum Mitgefühl, zur Trauer. Tränen verweisen darauf, dass das Herz noch nicht hart geworden ist. Tränen verändern mehr als Panzer und Geld. Das Salzwasser, was da die Wangen hinunterläuft, ist nicht nur in der Geschichte Israels, sondern auch andernorts immer wieder ein deutliches Zeichen behutsamer aber wirkungsvoller Aufbrüche gewesen.

EHRFURCHT VOR DEM REDEN GOTTES KREIERT RESPEKT
Und Esra tat das Buch auf vor aller Augen, denn er überragte alles Volk; und da er’s auftat, stand alles Volk auf. (Neh 5)

Eine Nation, die vor dem Wort Gottes wieder ehrfürchtig aufsteht, braucht in der Regel keine teuren Werbekampagnen für Respekt und Gerechtigkeit finanzieren. Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben, sagt Jesus später einmal. Achtsames Hören aus Gottes Reden ist eine Quelle gelingenden Lebens. Das Volk hört miteinander auf eine Quelle. Sie hören einfach nur gemeinsam aufmerksam hin. Kaum etwas kann Menschen so miteinander verbinden, wie der Aufenthalt an derselben Quelle. Auf wie viele unterschiedliche Stimmen hört heute unsere Nation? 

WER GOTT ANBETET, STIFTET FRIEDEN

Und Esra lobte den HERRN, den großen Gott. Und alles Volk antwortete mit erhobenen Händen »Amen! Amen!«, und sie neigten sich und beteten den HERRN an mit dem Antlitz zur Erde. (Neh 8,6)

Wo die Ehre Gottes gesucht wird, entsteht Frieden. Ein Sprichwort sagt: „Das Leben ist wie eine Zielscheibe: Nur wenn wir uns immer in den Mittelpunkt stellen, versucht uns jeder zu treffen.“ Der Mensch, der sich jedoch permanent selbst zum Mittelpunkt macht, muss seinen Platz laufend verteidigen. Damit verschwindet aber auch die unbeschwerte Leichtigkeit des Lebens. Wo Gott angebetet wird, wird uns auch die Freiheit wieder geschenkt im Frieden mit ihm und unseren Nächsten zu leben. 

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