Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?

Sieht Gott nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte? (Hiob 31,4)

Der Hype um jeden Schritt

Der Schrittzähler am Arm gehört mittlerweile zum Alltagsbild nicht nur der Jogger Szene. Wir lassen unsere Schritte von einer Maschine am Handgelenk zählen. Ob im Büro, in der Mensa, in der Maschinenhalle ist er der Tachometer unserer Füße. Dabei können wir lauftechnisch mit den Generationen vor uns nicht konkurrieren. Sie haben uns diesbezüglich schon längst im Voraus den Rang abgelaufen, denn unsere Füße kommen immer weniger zum Einsatz.

So wie wir den Schrittzähler am Handgelenk tragen, so tragen uns Maschinen in jeden Winkel dieser Erde. Obwohl unsere Beine und Füße eines der genialsten und umweltfreundlichsten Mobilitätswunder sind, können sie mit der Schnelligkeit der Maschinen nicht konkurrieren. Andererseits kommt keine Maschine an ihre Vielseitigkeit und Wendigkeit heran. Mit einem E-Bike lässt sich nun einmal schwerlich eine Eiger Nordwand bezwingen.

Eins, zwei, drei …

Warum zählen wir so gerne? Eine Zahl steht für Verlässlichkeit und Wahrheit. Die Zahl an sich ist unbestechlich. Mathematik verzeiht keine Fehler. Was sich zählen lässt, das können wir beherrschen und damit lässt sich ganz gut herrschen. „Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser“ ist nicht selten die Devise vieler erfolgreicher Führungskräfte.

Ein Gott der zählt …

Zählt Gott nicht alle meine Schritte? Die Frage, die im alten Hiobbuch gestellt wurde, bringt eine weitere Frage zum Vorschein. Was macht er mit der Zahl? Hält er das zu kurz gekommen oder zu weitgegangen in meinem Leben kritisch fest oder zählt er aus Interesse an meiner Persönlichkeit? Applaudiert er über meine vielen und erfolgreichen Schritte im Leben oder reibt er sie mir unter die Nase mit dem Apell endlich in die Gänge zu kommen? Baut er sie in seine Gleichungen ein und errechnet damit die nächsten Schritte in meiner Biografie oder freut er sich wie weit ich in meinem Leben schon gekommen bin?

Freiheit versus Kontrolle

Sein Display, die Bibel zeigt etwas Entscheidendes an. Er ist nicht nur unser Schrittzähler, sondern auch unser “Herz- Schritt-Macher”. Ihm geht es nicht um Kontrolle, sondern um Begegnung und Bewegung. Denn genau das ist Leben – Begegnung und Bewegung. Wer in Gottes Schritte zählen einen kontrollierenden Gott sieht, hat sein impulsgebendes Wesen verkannt. Kontrolle ist eine Folge der Angst. Angst muss kontrollieren. Denn nur das ängstliche Lebewesen kontrolliert als Bestätigung für den geringen Selbstwert. Sollte Gott ängstlich sein? Ausgeschlossen! Gott ist die Liebe (1.Joh4) und Liebe ist nur möglich im Raum der Freiheit. Wie soll sich denn göttliche Liebe entfalten können, die den Menschen auf Schritt und Tritt kontrolliert? Weil Gott unsere Begegnungs- und Bewegungsfreiheit möchte, hat er uns die Füße an den Rumpf „montiert“, damit wir nicht nur mit der Kontrolle unserer Schritte beschäftigt sind, sondern seinen Impulsen folgen und aufeinander zugehen.

Der Kult um Anerkennung

So wie ein Koala und eine Gazelle markante Unterschiede in der Anzahl ihrer Schritte aufweisen, so bleiben auch unsere menschlichen Erfolgszahlen relativer Natur. Es geht letztlich nicht um die Zahl. Sie mag vielleicht beeindrucken und diese Wirkung haben Zahlen tatsächlich auf uns, weil sie Leistung und Erfolge anzeigen. Sie beeindrucken uns und wir lieben es zu messen. Ob es der Schrittzähler auf der I-Watch, die Bundesligatabelle, die Likes unter dem angesagten Youtubevideo, der nächste Weltrekord, das höchste Gebäude oder die Kreuze auf dem Wahlzettel sind.  Das alles sind Meßstationen in denen wir Jahr um Jahr unsere Höchstwerte vergleichen. Dabei wirft die höchste Zahl in der Regel die meiste Anerkennung ab. Darum zählen wir.

Gottes Maß ist nicht vergleichender Natur, sondern seine Anerkennung kommt unabhängig von der Zahl um die Ecke. Die Zahl ist abstrakt. Seine Anerkennung real. Dein Schöpfer zählt aus Fürsorge, nicht aus Kontrolle. Auf diesen Schrittzähler zähle, [Pardon!] vertraue ich.

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